Richtig räuchern mit Heilpflanzen

Kordula Müller • 25. Oktober 2024

Richtig räuchern mit heimischen Heilpflanzen

Räucherschale
Richtig räuchern mit Heilpflanzen
Das Räuchern ist überall auf der Welt seit Jahrtausenden eine wichtige Tradition. Archäologische Funde und andere Überlieferungen zeigen, dass es mit dem Räuchern etwas Besonderes auf sich hat. Darunter versteht man das Verglühen von aromatischen Pflanzenmaterial über einer Wärmequelle (Teelicht, Kohle etc.), um deren Duftstoffe freizusetzen. Verwendet werden dazu getrocknete Blätter, Blüten, Wurzeln, Rinden, Knospen oder auch Harze. Es gibt verschiedene Gründe für das Räuchern und auch unterschiedliche Vorgehensweisen. 

Die Geschichte des Räuchern 
Im europäischen Raum haben zahlreiche archäologische Ausgrabungen belegt, dass die vorchristlichen Traditionen das Räuchern kannten. Es war Teil einer kultischen Handlung, zu jahreszeitlichen oder auch persönlichen Anlässen. Dazu gehörten Feierlichkeiten zu Jahreskreisfesten, Geburten oder Todesfällen. In keltischen und germanischen Gräbern wurden Räucherwaren gefunden. Der christliche Glaube hat das Räuchern für religiöse Rituale übernommen, wie zum Beispiel die Verwendung von Weihrauch in der Kirche. In Asien ist Räuchern Teil der ayurvedischen Medizin. Aber auch in China, Tibet, Nepal oder Bhutan praktiziert man schon lange Räucherrituale mit unterschiedlichen Zielsetzungen: zum Heilen, für kosmetische Anwendungen oder für religiöse Rituale. Von den indigenen Völkern weiß man heute, dass das Räuchern ein wichtiger Bestandteil ihres spirituellen Kults war. 

Warum wird geräuchert? 
Der Grund, warum man räuchert kann sehr unterschiedlich sein. Den größten Stellenwert nehmen religiöse oder spirituelle Rituale ein. Dabei sollen die verräucherten Pflanzensubstanzen beispielsweise die Ahnen würdigen, Gottheiten milde stimmen oder die Sinneswahrnehmung der Teilnehmenden an einem Ritual stärken. Der Einsatz von Rauch dient auch zur Desinfektion von Bekleidung und Räumen, insbesondere nach ansteckenden Krankheiten. Ebenso wurden verschiedene Pflanzen zur Schädlingsbekämpfung und zum Vertreiben von Motten verräuchert. Eine andere, immer noch sehr beliebte Anwendung von Räucherwaren ist der angenehmen Duft und die Verbesserung der Raumluft. Den Anlass zum Räuchern kannst Du 
Dir selbst geben. Es können besondere Ereignisse oder Übergänge im Leben sein. Wissenschaftlich nachgewiesen ist die Wirkung von Gerüchen auf unser psychisches und körperliches Wohlbefinden. Gerüche wirken nachweislich direkt auf unser Unbewusstes. Die Duftstoffe der Pflanzen, die ätherischen Öle, die wir beim Räuchern freisetzen, haben je nach Pflanze und Pflanzenteil bestimmte Wirkungen, von anregend, konzentrationsfördernd bis beruhigend und entspannend. Die bekannteste Tradition ist das Räuchern von Wohnungen, Ställen und Gebäuden in den 12 Rauhnächten (24. Dezember - 6. Januar). Mit dem Räuchern von Harzen und Kräutern werden die alten oder negativen Energien vertrieben und die Räume für das neue Jahr gereinigt.  

Wie wird geräuchert?

1. Räucherstäbchen
Die einfachste Methode ist die Verwendung von Räucherstäbchen. Dabei solltest Du auf eine gute Qualität achten. Du solltest Räucherstäbchen mit synthetischen Zusatzstoffen unbedingt meiden. Bitte die Räucherstäbchen nie unbeaufsichtigt lassen und vorsichtshalber in einem feuerfesten Gefäß abbrennen lassen. 

2. Räuchern mit Räucherkohle
Es gibt auch Schnellzünderkohle auf denen Du das Räuchergut verglühen kannst. Neben getrockneten Pflanzen können so auch Harze geräuchert werden. Du benötigst dafür Räucherkohle, ein feuerfestes Gefäß gefüllt mit Sand und Pflanzenmaterial. Dazu die Räucherkohle zunächst anzünden und sie auf den Sand in Deinem Räuchergefäß legen. Nun wartest Du, bis sich eine gleichmäßige graue Ascheschicht an der Oberfläche gebildet hat. Du kannst das Pflanzenmaterial auf die Ascheschicht der Kohle legen und eine langsame Verräucherung kann beginnen. Achtung: Es dauert mindestens zwei Stunden bis die Kohle verglüht. Am besten streust du Sand über die Kohle, das erstickt die Glut. Bevor du das Haus verlässt, stelle sicher, dass die Glut vollständig erloschen ist. Nach dem Räuchern den Raum gut lüften, um den abgestandenen Rauch entweichen zu lassen und den Raum mit frischer Luft und Sauerstoff zu füllen.

3. Räuchern mit Räucherstövchen
Mit einem Räucherstövchen verglühen die Pflanzen auf einem Sieb über einem Teelicht auf eine sanfte Art und Weise. Auf einem kleinen Metallplättchen, dass auf das Sieb gelegt wird, kannst Du auch verschiedene Harze verräuchern. Das Pflanzenmaterial Deiner Wahl kannst Du vorher in einem Mörser verkleinern und es dann auf dem Sieb verteilen (am besten am Rand).   

4. Räuchern mit Räuchersticks 
Es gibt auch noch die Möglichkeit, eng gewickelte Pflanzenbündel direkt zu verräuchern. Dabei werden die gut getrockneten Bündel angezündet, die Flamme aber gleich wieder gelöscht, so dass die Spitzen noch glühen. Bewegt man das Bündel, den sogenannten Räucherstick, vorsichtig hin und her, bekommt die Glut Luft und der Rauch entsteht. Genauso kannst du auch andere großblättrige Pflanzen gebündelt trocknen und zum Räuchern verwenden. Auch der zum Räuchern sehr beliebte Salbei oder Beifuß eignen sich dafür hervorragend.

5. Räuchern mit Palo Santo (Heiliges Holz)
Palo Santo stammt aus Südamerika und ist vor allem in Ländern wie Peru, Ecuador, Kolumbien und Venezuela beheimatet.
Der Begriff "Heiliges Holz" stammt von den südamerikanischen Indianern, die die knorrigen und stark verzweigten Balsamgewächse als heilige Bäume betrachteten. In diesen Regionen wird Palo Santo traditionell für verschiedene Zwecke verwendet, vor allem für spirituelle und rituelle Anwendungen. Holz und Harz des Palo Santo werden oft verbrannt, um einen aromatischen Rauch zu erzeugen, der als reinigend oder heilig gilt. Der süße und würzige Duft des Rauches ist bei vielen Menschen beliebt und wird häufig in Räucherstäbchen, Räucherkegeln oder als ätherisches Öl verwendet.

Was kann ich räuchern?
Welches Pflanzenmaterial du verräucherst ist ganz davon abhängig, was Du damit bezwecken möchtest und natürlich, welcher Geruch Dir zusagt. Du solltest nur Pflanzen verwenden, die Du sicher bestimmen kannst und keine Giftstoffe enthalten.
Auch beim Räuchern gilt: regional ist erste Wahl. Es gibt im Handel verschiedene Pflanzenmaterialien als Räucherwerk zu kaufen und auch viele exotische Gewürze. Sie kommen allerdings oft von weit her. Dabei eignen sich auch viele Gewürze und Heilpflanzen, die vor Deiner eigenen Haustür wachsen. Geeignet sind die unterschiedlichsten Pflanzenmaterialien: von getrockneten Blättern und Blüten, bis zum Holz mancher Bäume (Palo Santo) und auch Wurzeln. Bäume liefern Harze, Nadeln oder kleine Rindenstücke, die Du bei einem schönen Waldspaziergang selbst sammeln kannst. Achte wie beim Sammeln von Kräutern jedoch darauf, keine Materialien an stark befahrenen Straßen zu sammeln, da durch das Räuchern auch aufgenommene Schadstoffe in die Luft gelangen.

Hier einige Räucherkräuter und ihre Wirkung: 

ALANTWURZEL - stimmungsaufhellend und kräftigend
BALDRIAN - stärkt die Intuition und das Traumerleben, beruhigt den Geist
BEIFUSS - unterstützt das Loslassen und den Neubeginn, eine Schutz-, Segens- und Reinigungspflanze 
BIRKE - stabilisiert die Seele, belebt, bringt Licht und Leichtigkeit 
EISENKRAUT - inspirierend, steht für göttliche Gerechtigkeit 
ENGELWURZ - schützt, stärkend, kräftigend 
HOLUNDERBLÜTEN - stärken die Abwehrkräfte
JOHANNISKRAUT - zieht den grauen Schleier von der Seele 
KAMILLE - wirkt ausgleichend, entspannend
FICHTENHARZ - aufhellend, inspirierend, reinigend 
KÖNIGSKERZE - löst zwischenmenschliche Spannungen, reinigt negative Energien und vertreibt Elektrosmog 
LAVENDEL - beruhigt, klärt den Geist, angstlösend 
MELISSE - schützend, stärkend, macht widerstandsfähig 
MISTEL - magische Pflanze, verbindet Himmel und Erde, öffnet den Weg zu den Ahnen 
MÄDESÜSS - tröstet, schafft neue innere Stärke 
ROSENBLÜTEN - herzöffnend, sinnlich, besänftigend 
ROSMARIN - belebt und fördert die Liebesfähigkeit
SALBEI - reinigt Häuser und Aura, stark klärend 
SCHAFGARBE - Orakelkraut, fördert das visionäre Denken 
THYMIAN - steht für Mut und Tatkraft, stärkt das Selbstbewusstsein 
WACHOLDER - desinfizierend, keimtötend, schützt und erdet 
WERMUT - unterstützt Loslassen und Neubeginn, sorgt für neuen Schwung, stärkt das Selbstbewusstsein 
YSOP - reinigend und segnend
ZIMT - wärmt und entspannt

Wenn Du nicht die Möglichkeit hast das Jahr über Pflanzen in der Natur oder im eigenen Garten zu sammeln, kannst Du auch getrocknete Kräuter in Bioqualität über die Kräuterläden, Apotheken oder im Reformhaus beziehen. Für Harze gilt: niemals den Baum verletzten, sondern vorsichtig das bereits ausgetretene Harz sammeln, ohne den Baum zu verletzen. 

Buch-Tip! 
Heilsames Räuchern mit Wildpflanzen, GU-Verlag, Adolfine Nitschke, ISBN 978-3-8338-6242-7

Nun wünsche ich Dir viel Spaß beim Räuchern. 
Liebe Grüße Kordula von WiesenWuid 


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Kann man Eicheln auch essen? Eicheln sind essbar, aber auch giftig. Die Eichel enthält im rohen Zustand einen sehr hohen Anteil an Gerbstoffen, die beim Verzehr zu starken Magen-Darm-Beschwerden wie Brechreiz, Bauchkrämpfen und Durchfall führen können. Die Eiche war früher ein Brotbaum, denn aus ihren Früchten wurde Mehl gemahlen und mit Getreide vermischt zu Brot verbacken oder zu Eichel-Kaffeeersatz (Muckefuck) vermahlen. In der Notzeit waren die Eicheln tatsächlich ein wichtiges Nahrungsmittel, denn sie enthalten reichlich Proteine, Kohlenhydrate (in Form von Stärke und Zucker) und Öle. Aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts müssen die Eicheln daher vor der Verarbeitung auf alle Fälle "entbittert" werden. Da die Gerbstoffe wasserlöslich sind, werden die geschälten Früchte daher solange ins Wasser gelegt, bis dieses sich nicht mehr verfärbt. Das kann dann schon mal 3 - 4 Tage dauern. Wie schäle ich die Eicheln? Beim Schälen kann man sich zwischen zwei Methoden entscheiden. Entweder schneidet man die rohen Eicheln auf. Ich schneide dazu die Kuppen oben und unten mit einem scharfen Messer ab, ritze die Schale der Länge nach auf und entferne dann die Schale. Oder man röstet sie erst für 15 min im Ofen und entfernt dann die Schale. Wie stelle ich Eichelmehl selber her? Die reifen Eicheln (ich sammle dazu die grünen Eicheln) nach dem Sammeln waschen. Darauf achten, dass keine Maden und Würmer sich darin befinden. Dann mit einem scharfen Messer schälen. Jetzt werden die Eicheln gewässert. Dazu die Eicheln in ein großes Glas geben und mit der doppelten Menge an Wasser bedecken. Täglich das Wasser wechseln und die Eicheln gut durchspülen, bis sich das Wasser nicht mehr braun verfärbt. Nach ca. 3 - 4 Tagen schmecken die Eicheln nur noch wenig bitter und können weiterverwendet werden. Für das Eichelmehl werden die Eicheln nun grob gehackt und auf einem Backblech oder mit einem Dörrgerät getrocknet. Sobald die Eicheln ganz getrocknet sind, werden sie in einer Getreidemühle oder für eine kleine Menge in einer Kaffeemühle fein zu Mehl vermahlen und dann entsprechend weiterverarbeitet. Nun wünsche ich Dir viel Spaß beim Nachmachen. Liebe Grüße Eure Kordula
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